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Minus 10

05.10.2024 – 29.12.2024

Kant-Garagenpalast, Berlin, Germany

Die Ausstellung ist gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse nicht politisch zu betrachten. Vielmehr stellt sie das Leben einfacher Menschen in Regionen dar, die den meisten von uns eher fremd sind. Auch wenn es weltweit eine Vielzahl vergleichbarer Gegenden gibt, beschreibt die Künstlerin am Beispiel der Stadt Noril’sk die Lebensumstände in einer Industrieregion etwa 400 Kilometer nördlich des Polarkreises.

In den Wintermonaten sind die Mitmenschen hier mit fast durchgehender Dunkelheit und durchschnittlichen Temperaturen von -40° konfrontiert. Im Sommer leidet man oft an Insomnia, da einen das Tageslicht niemals verlässt. Zudem gilt die nördlichste Stadt der Welt mit mehr als 180.000 Einwohnern als eine der verschmutztesten. Ungefilterte Abgase aus den Fabriken für Nickel, Platin und dergleichen sorgen nicht nur dafür, dass die Umwelt weitreichend leidet. Unter der Bevölkerung zeigen sich auch Auswirkungen auf die Gesundheit, für die auch ein für die Region typischer, ungesunder Lebenswandel nicht förderlich ist.

In der Russischen Föderation lag zum Zeitpunkt der Entstehung des Kerngemäldes dieser Ausstellung „Minus 10“ die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung bei 67 Jahren. Wegen der zuvor beschriebenen widrigen Umstände kann man in Noril‘sk allerdings nur mit 57, also zehn Jahren weniger, rechnen.

Und dennoch zieht es die Menschen hierher. Deutlich höhere Löhne, überdurchschnittliche Urlaubszeiten und ein erheblich niedrigeres Renteneintrittsalter sind ausschlaggebend hierfür. Während seiner beruflichen Laufbahn gestaltet man sein Leben auch in diesem tristen Umfeld mit einem gewissen Optimismus und versucht sowohl in das Stadtbild wie auch im eigenen Zuhause etwas freudige Farbe und Lebenslust hineinzubringen.

„Minus 10“ zeigt dieses Wechselspiel der einerseits kargen Umstände in der Region und in der Stadt mit dem optimistischen Ansatz der dort ansässigen Menschen, sich das Leben etwas schöner zu gestalten.